Montag, 11. September 2017

Es verschwimmen die Grenzen. Deine Arme, deine Beine, deine Stimme und auch deine Blicke sind mir zu nah, kreuzen und berühren mich. Ich fühle mich unwohl an Orten meines Körpers, die weit über meine Hautgrenzen hinausreichen. Ich ranke aus mir selbst heraus mit all dem Unwohlsein.
Du gehst durch den Raum und ohne dass du es bemerkst, reihst du Ängste in mir auf. Eine nach der anderen nehmen sie Gestalt an. Zorn- und Wutgestalten. Alle Ängste sind kostümiert und du wählst das ausgefallenste Kostüm,  kürst es zur Verkleidung des Tages und alles in mir beginnt zu schäumen. Ich schäume über, schäume aus Ecken und Kanten, Öffnungen und Hoffnungen meines Körpers, meiner selbst heraus. Ich überschäume mich vor deinen Augen.

Es verschwimmen die Grenzen.

Der Herbst brach in den Sommer. Meine Kleider rissen am Saum, meine Füße zeigen weiße Stellen nur da, wo die Sandalen die Schnüre banden. Mein Bauch zeigt Wölbungen und die Stimmen im Rücken nennen Frauen in meinem Alter „ältere Damen“. Ich werde zu früh gebären. Ich werde im Inkubator liegen und irgendwer steht davor und guckt und guckt und berührt mich, als berührte er oder sie meine Ängste. Nichts als Ängste, die dort intubiert und künstlich ernährt werden. Das Alter schützt dich nicht, sage ich zu mir als glaubte ich das nicht. Ich sage das und baue mir ein Nest aus Jahresringen. Ringe, die mich in meinen Grenzen halten.

Und dann sehe ich dich. Rieche deine Bewegungen, schmecke deine Sprache, deine Stimme, die immer nur tönen. In meinen Ohren immer nur tönen. Und wenn ich wollte, könnte ich dich intubieren, deine Stimmlippen nicht zu umgehen. Und dann …  . Vielleicht wärest du ein klein wenig leiser. So ein klein wenig leise, dass sich meine Ängste nicht mehr von dir aufreihen ließen, so stimmlos wie du deine Befehle gäbest.

Die ältere Dame, die ich dann unkostümiert vor die stände, diese ältere Dame lächelte dann. Schaute dir ins Kindergesicht und würde nichts anderes tun als lächeln. Das sei die Gelassenheit des Alters, könnte ich denken, die Gelassenheit der Ruhe und Erfahrung, würde ich sagen. Komm du erst einmal dorthin, oder komm du erst einmal dort an, wo ich jetzt bereits stehe, würde ich an dein Inkubatorglas klopfend sagen können. Doch ich denke, ich würde nichts sagen, nur gucken und staunen und gucken und staunen, wie eine so kleine Gestalt, so eine Größe hatte annehmen können.

Ich sehe dich und ziehe Hautschicht für Hautschicht meine Grenzen.Hfddd>yDDKWJENFÜIUE



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