Alle Welt scheint zu schreiben. Weshalb also schreiben? Um an
der scheinbar ganzen Welt teilzuhaben? Teilzunehmen? Ein Teil des Bestandes zu
sein. Ein aktiver Bestandteil der scheinbar ganzen Welt, der ganzen scheinbaren
Welt?
Ein Bestand. Ein Teil. Ein Teilbestand des Seins. Des großen
ganzen Seins. Ich bin Teilbestand in all meinen Einzelzuständen. Auch in der Gesamtheit
meiner Zustände, in meinem Gesamtzustand Bestandteil eines scheinbar ganz
Weltlichen sein.
Wenn ich so anfange zu reden, ist immer auch ein Teil in
mir, der sich abspaltet und diesen so redenden Teil, an eine Wand stellen
möchte. An eine Wand der Enge wegen, an eine Wand, weil es sich dann nicht
weitergehen lässt, an eine Wand des möglichen Abschussgefühls wegen. Des
Allgemeinortes in der Sprachwelt wegen. JEMANDEN AN DIE WAND STELLEN …. Der Rest
ist Denken. Also darüber denken, was dann geschehen könnte. Was dem
An-Die-Wand-Stellen folgen kann. Folgt!
Ich schreibe. Aber meine Texte möchte keiner. Das ist ein
großer Unterschied in der eigenen Empfindsamkeit der eigenen Wertschätzung dessen,
was man tut, gegenüber Jemandem, der schreibt, dessen Texte gewollt werden. Ja!
Ich schreibe unpolitisch. Wie es allgemein der jungen
Literatur vorgeworfen wird. Wie es der jungen Literatur allgemein vorgeworfen
wird. Aber ist das Politische eine Bedingung, die das Schreiben voraussetzt?
Erwarten wir von politisch aktiven Menschen, dass sie schreiben? Was ist ein
Literat? Ein schön schreibender Politiker? Wer stellt welche Erwartung? Und was
verdammt den schreibenden Menschen dazu, politisch zu schreiben? Das verstehe
ich nicht. Aber vielleicht muss der, dessen Texte gewollt werden, sich
hinstellen und Meinung annehmen, Meinung haben und literarisch verarbeiten. Von
ihm wird vielleicht erwartet.
Aber es ist ein schöner Rahmen, in den sich allerhand
Menschen stellen, um zu reden, um zu schreiben, um zu lesen, um sich einer
Meinung anzuschließen, um sich ihrer Meinung auszuschließen, um um um …
Ringsherum der Debattenrahmen. Schön ist er. Er bringt mich zum lächeln.
Wer morgens lächelt ist womöglich abends gut zu Bett gekommen?
Ein abgelehnter Text wirft mich stets in Tiefen. Und in den
Tiefen schreibe ich dann an die Wände, dass ich nicht mehr schreibe, nicht mehr
schreiben werde, nie geschrieben habe. Nur schreibend kann ich mein
NICHT-Schreiben ausdrücken.
Verrückt. Was?
Wohin schreibe ich also, wenn meine Texte an keinem Ort
Geborgenheit finden? Geborgenheit für einen Text ist eben das Papier. Papier
gebunden zu einem Heft, zu einem Buch, zu einem Blättchen. Ein Ort eben, der
für jedermann, der möchte, begehbar ist. Wohin ihr ortlosen Texte? Wären es
Kinder, es gäbe Orte und Klappen. Aber Texte?
Das hast du davon, dass du unpolitisch schreibst. Sagt einer.
Und ich denke, ja. Scheint so. Oder eben weil ich jung war. Inzwischen zähle
ich längst nicht mehr in diese junge Generation. Oder, weil ich nicht auf die
Schule gegangen bin. Also die Schule fürs Schreiben. Oder, weil ich kaum
Menschen kenne. Oder. Sage ich dann eben so. Und beschreibe weiter die Wände in
meiner Tiefe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Umgang mit Kontaktdaten
Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.
Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.