Donnerstag, 6. Februar 2014

Manchmal möchte ich eine bisher ungesehene Tür aufstoßen. Das Sehen allein genügt dann schon längst nicht mehr und ich stehe vor dieser - so lange Zeit für mich nicht einsehbaren - Tür, und ich möchte sie aufstoßen und stoße nicht. Weil mich etwas abhält, etwas zurück- und meine Hände auf dem eigenen Rücken verschränkt hält. Und ich stehe, und meine auf dem Rücken weilenden und ungeduldigen Hände wundern sich über die Augen, die so lange nicht hingesehen hatten, die so lange Zeit immer hinsahen aber doch die Tür nicht erkannten. Was ist bloß los mit euch?, fragen die beschränkten Hände die Augen, die höher und zur nun ihnen sichtbaren Tür hingewandt sind. Was ist bloß los? Ich beobachte nicht ganz teilnahmslos, also ohne hinzusehen, denn man kann auch mit allem anderen beobachten, ich beobachte das Gespräch zwischen meinen Augen und meinen auf dem Rücken liegenden Händen. Was mag ihnen durch den Kopf gehen?, denke ich und muss lachen, weil ich sogleich begreife, dass sie ja einen gemeinsamen und zwar meinen Kopf haben. Ja, was geht da hindurch? Während meine Hände so sind und die Augen, und während wir alle gleichzeitig  einzeln und doch auch gemeinsam sind, was geht da hindurch? Und wer sagt, dass sich immer nur mit den Augen beobachten ließe, wer sagt denn sowas?

Ich höre, wie mit Pauken und Trompeten Stimmung gemacht wird. Wie kann ich das Barometer meiner selbst sein? Wie kann ich meinen Druck und meinen Zustand ermessen? Ihn festlegen und führen, aufzeichnen und Statistik zur Auswertung werden lassen. Wie mache ich das nur? Barometer, Barograph, Mikrobarometer, weil auch die kleinsten und die noch längst kleineren als die Kleinsten es schon sein können, weil auch diese meine Zustände von mir wahrgenommen werden und vermessen werden möchten. Um handlungsfähig zu bleiben. In mir. In der Umwelt. Für mich, also meiner Umwelt auch zuliebe. Wenn also meine Gefühlslagen nichts als Druckverhältnisse wären, wie könnte ich mir Barometer und all die Folgedinge sein? Und ich möchte eine Graphik, eine Linie, eine Zitterlinie, hoch und runter, rings und quer, eine Verzeichnung zwischen den Koordinaten der Messbarkeit. Ja. Ich möchte klare Sichtverhältnisse.

Ich könnte mich auch in so einen Glaskörper verwandeln. Weit davon entfernt bin ich kaum. Durchsichtig, zerbrechlich, Flüssigkeit haltend, nach Bedarf abgebend, bis zu einem bestimmten Grad erhitzbar, auch zur Unterkühlung der Inhaltsstoffe geeignet. Ich werde also Glaskörper und gebe meinen Flüssigkeitshaushalt preis. Das Schwelgen und Köcheln, das Gerinnen und Tropfen. Usw. Usw.

Du verlierst die Tür aus den Augen!, sagen die Hände.

Ja. Die Tür. Noch immer nicht aufgestoßen. Eine, die ich kenne sagt noch, sie habe so viele Dinge im Kopf und deswegen komme sie nicht zu den Dingen. Ich habe sie das sagen gehört und überlegt, welche Dinge sie im Kopf habe, zu denen sie aber nicht komme. Und wie sie das dann anstellen könnte. Mit den Dingen. Und auch mit ihrem Kopf. Und ich sehe die Tür, wie die Augen eben sagen, dass sie sehen und ich fühle die Hände auf dem Rücken, die Ungeduld nicht mehr aushalten. Sie zucken und reißen auseinander, reißen, einen Luftstrom und einen Luftwirbel bildend nach vorn, reißen hin zur Tür, die so aussieht, wie meine Augen anmelden, dass sie aussieht. Und die Dinge im Kopf, zu denen werde ich auch nicht kommen, also darf ich diese Tür nicht im Kopf haben, nicht länger im Kopf halten, denn meine Hände können ungemütlich werden. Ungemütliche Greife und Reißer sind sie, wenn sie in den Zustand geraten, in den sie immer geraten, wenn sie nicht zu fassen bekommen, was sie fassen möchte. Unguthände. Und diese Hände könnten Köpfe abreißen, denke ich mir und stelle mir den Luftstrom und –wirbel vor, den das verursachen würde.

Ich stelle mir das vor und fürchte, durch das Reißen diesen Wirbel im Kleinen zu entfachen, ihn wirbelnd um sich selbst von sich selbst an Größe dazu gewinnend, diesen Wirbel, der zwirbelt und strudelt bis er groß geworden sein wird, und dann würde er so sehr um sich selbst zwirbeln, dass er sich ganz verwirbeln und damit sich selbst verschlucken würde. Schwarzes Loch. Das wäre, was bliebe. Ein schwarzes Loch. 

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