Freitag, 7. Januar 2011

Es ist etwas angebrochen. Mit dem Jahr ist ein Alter in mir angebrochen, das mich nicht sein lässt. Nicht wie ich gewesen war. Es lässt mich Morgen eine Andere sein, womöglich eine von Vielen, die über Bordsteine stolpern und es dabei nicht belassen werden. Es ist so viel gebrochen in mir. Und ich komme überhaupt nicht umhin etwas damit, weniger dagegen zu tun. So Vieles im Leben gerät zum Nebenher. Das tägliche Aufwachen, das Essen und Trinken, das Sehen und Fühlen, so vieles gerät dorthin, wo es kein Wunder mehr ist und nie wieder mehr als nur ein Nebenher sein wird.

Ich kam und sah, dass jede Großstadt ihr Fenster hat. Eines zu dem die Einen hinauf- und die Anderen hinunterschauen. Es gibt sie allerorts, diese aussichtslosen Fenster, die sich nicht öffnen und ebenso wenig verschließen lassen. Und jeder malt sich einen eigenen Rahmen, zieht eigene Wände um das Fenster, baut sich so eine Welt, die immer, wenn auch in Ansätze nur zu den übrigen Welten Zugang hat. Schnittstellen, nicht mehr als Punkte irgendwo in den Leben. Und diese Leben sind es, die auf der Straße liegen, die zwischen den Abteilen der U-Bahnen Halt suchen. Sie krallen sich an Leuchtreklame, an farbige Fließen in Untergrundbahnen, sie krallen wie Raubtiere ihre Opfer krallen. Dabei ist es immer die Stadt, die sich über einen legt, die sich weitet und breitet, als gäbe es in Ost und West, in Nord und Süd keine Sphären mehr, sondern immer nur diese Stadt, diese Landschaft, die im Grunde keine mehr ist, deren Ausläufer vielleicht noch welche gewesen sind. Aber nicht mehr lange waren. Es ist dieses Fenster. Es zeigt die Richtung und irgendwo auch die Stadt, die sich hinaus lehnt, sich unnütz streckt und windet, in den kleinsten Gliedern doch noch Land zu bleiben. Oder auch wieder stückweise Land zu werden. Eine Rückkehr muss keinen Rückschritt bedeuten. Als ich zurück in die Gebäude anderer Zeit kehrte, sah ich was gewesen war, erkannte was ist und was würde sein können. Doch ich bin nicht die Stadt, bin nicht die zähe Menge, bin nicht Teil dieses Systems. Denn wenn ich es wäre, ich fühlte mich kaum, weil ich ja doch Masse und in ihr unbemerkt bliebe. Nur, so wie jetzt habe ich mich selten gefühlt. Ausgesetzt, vorgehalten, abgegrenzt.

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